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2020.09.20

Ihren inneren Ojisan herbeirufen: Cosplayerin Natsume

Keinesfalls ein (äußerlicher) Ojisan

Das heutige Interview ist mit der Cosplayerin Natsume. Von dem, was wir davor recherchiert haben, gingen wir davon aus, dass Natsume ein Ojisan sei. („Ojisan“ ist das japanische Wort für einen Mann mittleren Alters.) Natürlich diskriminieren wir bei DoujinWorld niemanden aufgrund seiner Herkunft, Geschlechts, Alters, sexueller Orientierung oder anderen Faktoren, also stört es uns nicht. Allerdings können wir uns nicht helfen und stellen Vermutungen an, da dies menschlicher Natur ist. Ich meine, Natsumes Twitter Titel ist „Natsume Ojisan“… also waren wir darauf eingestellt, einen Mann mittleren Alters zu treffen.

 

Plötzlich drang eine grelle Stimme in unser Büro pünktlich zur ausgemachten Zeit des Interviews.

 

„Hallo! Ich bin Natsume!“

 

Hä? Vielleicht kam seine Freundin mit, um ihn anzukündigen?

 

„Vielen Dank für die heutige Einladung!“

 

Ihre Stimme schallte durch unser unaufgeräumtes Büro und so stellte sich heraus, dass die Stimme Natsume selbst gehört.

 

Natsume ist alles andere als ein Ojisan!!

 

Natsume beantwortet ehrlich unsere Fragen. Obwohl sie sich selbst „Ojisan“ nennt, glaube ich nicht, dass sie einen Vater Witz reißen würde.

 

Natsume zog schnell ihr Kostüm an und es war kein alter Mann. Es war stattdessen ein sexy Bunny in einem chinesischem Dress-ähnlichen Outfit. Es war ein großartiges Cosplay, aber warum nennt sie sich selbst Ojisan?

 

„Hahaha, sorry, dass ich euch verwirre. Wir haben bisher nur über Twitter kommuniziert, richtig? Ich mochte es immer, Content für Männer zu machen wie Tsukihime und Fate – deshalb nenne ich mich selbst Ojisan. Ich spielte Ero- ich meine, Bishojo Games eine zeitlang. Das war ungefähr im ersten Jahr der Highschool. Als ich merkte, dass es nicht viele Leute in meinem Umfeld gab, die das Gleiche mochten… habe ich realisiert, dass ich ein Otaku bin.“

 

Ach, so ist das. Highschool Mädchen, die sich für Ero- ähm, Bishojo Games interessieren, sind recht rar.

 

„Zu selben Zeit habe ich die Comiket entdeckt. Da ich mich selbst als Otaku bezeichnete, wollte ich wenigstens einmal hingehen! Aber ich wollte nicht alleine hin, deshalb wartete ich ein Jahr. Im zweiten Jahr habe ich dann einen Otaku Mitschüler kennengelernt.“

 

Mitglieder eines Otaku Oshi können leidenschaftlich in Flammen aufgehen, wenn sie sich für die gleiche Sache interessieren. Gleich darauf machte Natsume ihr Cosplay Debüt auf ihrer allerersten Comiket.

 

„Mein erstes Cosplay war Zetsubo-sensei. Ich habe den Anime geliebt und er war mein Lieblingscharakter.“

 

Das heutige Cosplay geht allerdings in eine ganz andere Richtung, nicht wahr?

 

 

Natsumes Original Cosplay Kreationen basierend auf Geschichte

Cosplay Ideen, die auf geschichtlichem Wissen basieren

 

„Ich habe das heutige Outfit selbst gemacht. Ich liebe Geschichte. Ganz besonders die Muromachi Periode der japanischen Geschichte. Zu der Zeit rebellierten alle in schillernden stylischen Klamotten. Sie wurden Basare Leute genannt, die einen Basar Geist innehaben…“

 

Moment! Wenn ein Otaku anfängt, über seine Passion zu berichten, werden die Zuhörer wie von einem Tsunami mitgerissen, ich hatte also Mühe, beim Thema zu bleiben. Aber ich habe es sehr bewundert, wie stolz sie ist, ein Otaku zu sein.

 

„Sorry! Ich schweife ab (lacht). Das heutige Cosplay ist nicht von der japanischen Geschichte inspiriert, sondern von der Chinesischen. Es soll ein modernes Mädchen aus den 1920ern darstellen. Ich habe es von chinesischen Kleidern designed, die man Qipao nennt, besonders die Kragen.“

 

Interessant. Wir denken, dass diese chinesischen Kleider etwas steif sind, mit geschlossenem Kragen, aber Natsumes ist offen. War es einfach, so ein Outfit zu kaufen?

 

„Das meiste, das ich trage, ist selbstgemacht. Ich nutze Schnittmuster am Anfang. Für das heutige Outfit habe ich einen Monat gebraucht. Ich habe so hart daran gearbeitet, dass ich während der Arbeit daran mehrmal eingenickt bin. Ich habe nie mehr genäht, als das, was man damals in der Grundschule gelernt hat…“

 

Wie überraschend! Ich fand, dass alles sehr sauber genäht war, dass ich dachte es wäre gekauft.

 

„Ich habe auch diesen lilanen Teil selbst genäht. Ich mache auch die kleinen schwierigen Accessoires selbst. Ich style die Perücken, dass sie zu dem Trend der damaligen Ära passen.“

 

Was für ein Otaku! Wie zu erwarten von einem Geschichts Nerd. Ihre Begeisterung ist grenzenlos.

 

„Bisher habe ich 10 original Kostüme angefertigt. Wenn du Kostüme von Copyright Charakteren dazuzählst, sind es an die 30 bis 40 insgesamt. Ich habe Kostüme zu Touren Ranbu, Fate, das eines meiner Favoriten ist und auch von Vocaloid Sängern…“

 

Wow… das ist eine gewaltige Zahl. Nicht zu erwähnen, wieviele Kostüme davon „roshutsu-kei“ oder freizügig sind.

 

Ein Cosplay, das von einem Gemälde eines chinesischen Einhorns des Künstlers Tan’yu Kano der japanischen Edo Periode abgeleitet ist

 

Ein Kostüm, das von einem Jagdfalken inspiriert wurde. Das Level des Ausdrucks und des Designs sind atemberaubend!

 

 

Den inneren Ojisan zu Rate ziehen, was man tragen soll

„Ich bin im Herzen wie ein Ojisan, Outfits wie diese interessieren mich sehr. Aber auch, wenn ich wie ein älterer Herr denke, bin ich immernoch eine Frau, also muss ich damit arbeiten. Die Comiket hat beispielsweise Regeln, was Kostüme anbelangt, also passe ich auf, dass ich diese einhalte.“

 

Ich habe an der Comiket bereits als Mitglied eines Clubs teilgenommen, aber ich wusste nicht, dass es solche Regeln gibt. Sie sind sicher wichtig zu wissen, wenn du Cosplayer bist!

 

Natsume hat auch Kontakt mit internationalen Otaku auf Twitter und hat dadurch sogar enge Freunde, die Online Games zusammen zocken. Sie erzählte uns über einige Unterschiede, die sie bei internationalen Cosplayern entdeckt hat.

 

„Ob gut oder schlecht, Japan mag eine Perfektionisten Gesellschaft sein. Viele japanische Cosplayer spezialisieren sich darin, ihre Kostüme von Kopf bis Fuß zu kreieren, aber internationale Cosplayer scheinen sich in erster Linie um den Spaß zu kümmern. Sie scheinen mehr Spaß zu haben, als nach Qualität zu eifern. Für mich ist Cosplay wie ein Buffet. Ich kann entscheiden, welche Art von Make Up ich will und was ich tragen möchte, was alleinschon auch Spaß macht. Ich kann mein liebster Charakter werden und Lieblingsszenen nachspielen für Fotos and danach habe ich Bilder, um mich immer daran zurück zu erinnern. Was kann ich mehr wollen?“

 

Wir hoffen, dass Natsume mit ihrem inneren Ojisan und ihrer äußerlichen weiblichen Persona auch weiterhin die Otaku da draußen mit ihren großartigen Cosplays entzückt.

 

 

Natsume

 

Twitter:@natsumeg1

 

 




Writer

Shiro Sato

Translator

Sanna Suleika Yamazaki


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